About me

Wer bin ich? Warum lest ihr das hier? Was kann ich euch erzählen, was mich nicht in Bedrängnis bringt und euch dennoch interessiert?
Alles Fragen, die ich nun versuche zu beantworten, doch eines kann ich vorab schon erzählen: Es wird keine heitere Geschichte und es gibt auch kein Happy End, denn ich weiß noch nicht, wie die Geschichte ausgehen wird.
Meine Gedanken und meine Erlebnisse möchte ich hier schreiben und veröffentlichen. Als Ventil. Vielleicht hört mir jemand zu und gibt mir einen Rat, wer weiß?
Falls sich Leute hier wiedererkennen sollten, ich möchte niemanden mit Vergangenem verletzen. Ich möchte es nur aufarbeiten, damit es schlussendlich mir besser geht.
Es dreht sich hier um meine eigene kleine Katharsis, mein Leben und meine Daseinsberechtigung.

Entschuldigt den Fließtext, doch es ist die einzige Art und Weise, wie ich mein Leben darstellen kann und will.

Ich heiße Sina und bin in Deutschland geboren. In einem kleinen Ort am Niederrhein (NRW) habe ich am 12.07.1990 das Licht der Welt erblickt und bin dort auch aufgewachsen. Meine Kindheit – Ich denke sie war ok. Es gibt immer Sachen, die man nicht mehr so toll findet, aber wenn man ehrlich ist, hat man auch keine Ahnung, wie man es damals anders hätte machen sollen oder können. Als Kind habe ich viel mit Freunden gespielt, Pokémon am Gameboy gezockt und mich größtenteils als Junge verhalten. Mädchen sein war unwichtig, es interessierte einfach nicht. Als Teenager war ich sehr auf mich selbst gestellt. Ich verlor den Anschluss zu meinen Kindheitsfreundinnen, denn die haben alle angefangen sich mehr und mehr wie Mädchen zu verhalten. Ich wollte das nicht, es engte mich ein und das mochte ich nicht. Also mussten „neue“ Freunde her, die mehr mit mir gemeinsam hatten. In einer Kleinstadt, vor allen Dingen in einem Vorort, ist das eher schwer. Meine neu-gefundene Leidenschaft – Gothic und Metal – war nicht unbedingt der Renner in der Gemeinde. Es gab eine kleine Szene, doch in die fand ich nie so ganz. Also drängte ich mich in bereits bestehende Cliquen, fühlte mich den Großteil der Zeit ok, hörte gerne bei Probleme zu und gab Ratschläge so gut es eben ging. Meine Probleme waren zweitrangig. Dass ich in meinem Zuhause als Geist umherwandelte, dass ich mich nicht damit abfinden konnte langsam zu einer jungen Frau zu werden, dass mich der Mut und die Kraft zu leben verlassen hatten, erzählte ich niemandem. Ich war felsenfest der Meinung, dass es eh niemanden interessieren würde. Immer wenn ich einen Schritt auf andere zumachen wollte, waren diese Personen gerade mit sich selbst beschäftigt, ich musste eine Nummer ziehen und warten bis man mich aufrief.
Eine Zeit in der ich mich entschieden entwickelte. Ich war im Leben komplett abwesend. Da zu sein für andere ist anstrengend, wenn man selbst kein Ventil hat. Ich fiel in Depressionen, zog mich soweit es mit meiner Fassade vereinbar war, zurück. Ich stumpfte ab und hatte Suizidgedanken, es würde mich ja eh niemand vermissen. Ich war überzeugt, dass man meine Leiche auch erst dann finden würde, wenn sie anfangen würde zu stinken. Damals hörte ich sehr viel Marilyn Manson, Mudvayne und Godsmack. Vor allen Dingen Marilyn Manson hielt mich davon ab, meinen Überlegungen auch Taten folgen zu lassen. Die „Botschaften“ in seinen Lyrics haben mir über diese schwere Zeit hinweg geholfen. Ich habe viel Zeit Zuhause verbracht, die Stereoanlage am Anschlag und in meinen Träumen Zuhause: liegen und sich ein anderes Leben wünschen waren meine bevorzugten „Hobbies“. Ich wollte ausbrechen, ich wollte nicht mehr Zeit in dieser Gesellschaft verbringen, wo man mir Drogenkonsum vorwarf und doch selbst konsumierte, wo man mich mit faulen Ausreden abspeiste um sich selbst nicht anstrengen zu müssen und wo man mich selbst in meiner Not dazu aufforderte zu einem zu kommen, anstatt auf mich zuzukommen. Es kotze mich alles und jeder an, am meisten ich mich selbst. Aber was soll man machen, wenn der größte Feind einer selbst ist? Man muss ja schließlich mit sich selbst leben. Und wenn man das nicht kann, dann gibt es fast keine Optionen. Ich bekam große Probleme, fühlte mich eingeengt und eingeschlossen. Von außen und von innen. „Du bist ein Mädchen und hast vor Dunkelheit Zuhause zu sein“ war meine äußerliche Kette.
Mit 18 Jahren dann endlich der erste Befreiungsschlag. Ich war rechtlich in der Lage alles zu tun. Die Hausregeln galten noch, aber die Kette war spröde und ich konnte mich losreißen. Nur für mich. Ich begann Erfahrungen zu sammeln, die meine Altersklasse schon zwei Jahre früher zu sammeln begonnen hatte. Und dann der nächste Befreiungsschlag – Mit frisch gebackenen 19 Jahren bin ich dann von Zuhause weg: Studieren. Biologie in Bonn. Fand ich das gut? Ja, vielleicht anfangs. Hat mir dieses Studium etwas gebracht? Ja, auf jeden Fall zwei Dinge: meine beste Freundin und die Erfahrung alleine klar kommen zu müssen auch auf dem Level der Lebenserhaltung. Ich hatte endlich jemanden, der mir Halt geben konnte, ohne dass diese Person etwas zurückverlangte. Denn das Studium passte nicht zu mir. Wieder eine Umgebung wie damals in der Schule. Ich war aufgrund meiner Oberstufenjahre extrem verschüchtert gewesen. Mobbing ist nun mal keine schöne Erinnerung und wenn man von Leuten ignoriert wird und anderen Leuten aufgetragen wird „Mit der hast du nicht zu reden“ ist es kein positives Erlebnis. Und es hinterlässt unsichtbare Spuren. Meine Noten waren nicht gut, ich hatte nie in der Schule gelernt, wusste nicht, was das bedeutet, und bin so dermaßen auf die Fresse gefallen. Man macht Witze „Ha, 4,0. Ist bestanden – bestanden ist gut und gut ist fast 1“, doch innerlich hat es mich zerfressen. Was hatte ich mir nur gedacht? Ich gehe von Zuhause weg und mein Leben läuft? Böser Fehler.
Also fing ich an zu lernen, doch es half nichts. Es blieb bei 4,0 oder „nb“ – nicht bestanden. Ich wurde zunehmend depressiver. Es machte mich fertig dieser wandelnde Schandfleck zu sein, dieser Loser, diese nichtswürdige Existenz. Schon wieder passte ich nicht hinein. Doch diesmal war ich selbst schuld, ich hatte mir das Setting ja schließlich ausgesucht. Die nächste Depression stand auf der Schwelle meiner bereits aufgebrochenen Haustür. Ich blieb von den Vorlesungen fern und schlief viel, hatte keine Kraft aufzustehen und irgendetwas zu machen, was die Teufelsspirale natürlich verstärkte. Durch das Fehlen in Vorlesungen und Co. hatte ich natürlich noch eine größere Hürde zu überspringen um Klausuren zu bestehen. Meine beste Freundin damals hat mir sehr geholfen. Sie hat mich aus dem Bett und meiner innerlichen Lethargie geholt. Sie war für mich da, hat sofort gesehen, dass etwas nicht stimmte und hat versucht zu helfen. Ohne, dass ich auch nur ein Wort sagen musste. Wir haben uns dann gegenseitig dazu angespornt, unserem Leben vielleicht eine andere Drehung und damit eine neue Perspektive zu geben.
Also habe ich das Studium abgebrochen zugunsten einer Ausbildung zur Fachinformatikerin für Systemintegration. Sie fing an auf ihr Ziel „Maskenbildnerin“ hinzuarbeiten. Anfangs war ich sehr ängstlich und panisch. Was ist, wenn ich hier auch nicht hinpasste? Was, wenn ich meine „Bestimmung“ im Leben niemals finden würde? Verzweifelt habe ich versucht meine positive Aura nicht zu verlieren, die ich mir – auch wenn sie nur schwach flackerte – unter harter Arbeit aufgebaut hatte. Ich fing also an jeden Tag nach Köln Gremberghoven zu fahren und zu lernen. Die Berufsschule war einfach, nur die Klausuren/Klassenarbeiten haben nicht zermürbt – ich hatte eine extreme Prüfungsangst im Studium entwickelt. Doch ich war ehrfahrener als zu Anfang des Studiums, ich war älter und konnte mich deswegen etwas zurücklehnen. Um die Arbeitslast etwas zu verringern, zog ich nach Köln Porz, so brauchte ich nicht mehr anderthalb Stunden pro Fahrt, sondern nur noch 30 Minuten. Ich wohnte auch wieder allein, was mich mit gemischten Gefühlen füllte. Alleinsein füllt mich immer mit Angst. Werde ich irgendwann wieder jemanden in meiner Nähe haben? Was ist, wenn sich das nicht ändert? Was, wenn du alle Menschen in deinem Leben vergrault hast?
Ich war über die Jahre immerwieder mal „ausgetickt“. Aggressiv und impulsiv. Es ist wie eine Art Trance in manchen Situationen und ich kann diese auch nicht vorhersehen. Es kommt, explodiert und geht dann wieder. Mehr als einen Streit habe ich damit angezettelt über nichts. Mehr als eine Freundschaft damit aufs Spiel gesetzt. Mehrere Impulsiv-Trennungen und Reue über diese waren die Folgen. Während dieser Zeiten ging es mir aber fantastisch. Ich fühlte mich mächtig, unbesiegbar und so voller Tatendrang. Ich schlief wenig, bis gar nicht, vergaß auch zu essen und zu trinken. War hier auf Partys, war dort mit unterwegs. Mein Körper war ständig Extremen ausgesetzt, entwickelte Unverträglichkeiten und Allergien. Hysterische Wutanfälle wurden von meinem Alkholkonsum nur noch verstärkt. Mein Schmerzmittelkonsum stieg an, ständig auf Aspirin oder Ibuprofen oder Paracetamol oder ein Cocktail aller Mittel. Höchtdosen interessierten mich wenig. Ging es mir nicht gut, bekam ich Schmerzen irgendwo, meistens im Kopf, Migräneattacken aus meiner Kindheit habe ich immernoch, wenn sie auch sehr selten geworden sind. Also ist doch die logische Folge ein Schmerzmittel zu nehmen, so meine innerliche Entschuldigung für den Tablettenkonsum.
Ich bekam Angst vor mir selbst, eine Emotion, die ich sonst nie mit mir in Verbindung gebracht hatte. Ich versuchte stabiler zu werden, hatte auch neue Freunde in meiner Berufsschulklasse und unter den neuen Kollegen gefunden. Doch es ist schwer. Meine beste Freundin befand sich so weit weg, dass sie nicht da sein konnte. Ich wollte sie auch nicht damit runterziehen, schämte mich, dass ich nach dem Kurswechsel immernoch nicht ausgeglichen war.
Doch ich hatte Freunde in meiner Nähe, die meine Leidenschaft fürs Zocken teilten. So traf man sich nach der Schule oder Arbeit und an Wochenenden online und spielte in Welten, die mir immernoch mehr zusagten. Ich liebe Rollenspiele mit Charakterentwicklung. Ich kann mich selbst erschaffen und mein Leben führen in einer Welt in der ich der Held bin. Früher hatte ich viel Sims gespielt. Ein erfolgreiches Leben führen war damit kein Problem. Und dann kam endlich das Ende der Ausbildung. Es hat mich viel Kraft und einen weiteren Wutausbruch aus Nichtigkeiten von meiner Seite gekostet. Es war der Höhepunkt einer längeren „Phase“, die mich dazu bracht mich noch mehr vor mir zu fürchten. Ich wusste, ich musste irgendetwas ändern, aber es wissen und es aktiv angehen sind zwei verschiedene Dinge. Was ist, wenn man mir nicht glaubt? Was ist, wenn sich niemand dafür interessiert? Was ist, wenn man mich nicht versteht? Es wäre nicht das erste Mal.
Aber durch das Bestehen meiner IHK-Prüfung habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben zugehörig gefühlt. Ich fühlte mich „normal“. Es schwächte die nächste Depression ab. Bin ich dort, wo ich bin denn auch richtig? Existenz und Zugehörigkeitsängste sind schwer totzukriegen. Aber mit einer fertigen Ausbildung in der Tasche, arbeite ich jetzt als Linux Sysadmin und mache meinen Job sehr gerne. Nur die Angst vor mir selbst bleibt. Ohne die finanzielle Unterstützung der Eltern muss man noch mehr auf das Geld was man verdient aufpassen. Es wäre auch nicht das erste Mal, wenn ich mein Konto impulsiv leer räume bevor nicht alle kleinen Fixkosten wie Handy und Internet bezahlt sind. Wenigstens warte ich bis Miete und Strom bezahlt sind. Ich weiß, ich muss an mir immernoch arbeiten, vielleicht sogar mehr als früher. Soziale Phobien, meine starken Stimmungsschwankungen und all die Macken, die mir mein Leben erschweren sind immernoch da. Vielleicht ja für immer.
Aktuell bin ich an einem Punkt in meinem Leben wo ich mein Äußeres langsam an mein Inneres anpasse. Ich habe mich tättowieren lassen – ein Motiv, welches ich schon seit 8 Jahren haben wollte. Ich habe mir meine Haare rot gefärbt und mir einen Sidecut reinrasieren lassen. Ich mag Asymmetrie, nicht angepasst sein, wenn etwas „aus der Reihe tanzt“ und aneckt. Als nächstes steht ein Piercing an meiner Lippe an. Nur den Zeitpunkt muss ich gut wählen. Wahrscheinlich wird es mein 26er Geburtstag, aber wer weiß? Es wird einen großen Eklat mit meiner Familie geben. Vor allen Dingen mit meinem Vater. Aber das muss ich wohl in Kauf nehmen, ich kann nicht mehr ihren Erwartungen gerecht werden, verzweifelt Nähe suchen und meine Erwartungen an mich nach hinten stellen. Ich stelle alles nach hinten. Ich lebe dafür meine Wünsche/Träume/Hoffnungen/Erwartungen nach hinten zu stellen zugunsten von anderen. Das ist nicht gesund, ich weiß. Und das ist ein Prozess, den ich nun antrigger: Leben für dich selbst und für niemanden sonst.

 

Vielen Dank fürs Lesen/Zuhören. Stay tuned :)

DasSinaTier