Es ist sehr lange her, dass ich mich hier verewigt habe. Ich weiß eigentlich gar nicht so recht was ich so erzählen soll.

Mein Leben ist so turbulent wie eh und je, auch wenn in mir etwas mehr Ruhe eingekehrt ist.
Ich habe nun 4 Jahre Therapie hinter mir. Mal ging es bergauf, mal bergab. Aber immer vorwärts.

Seit März 2019 trinke ich keine Tropfen Alkohol mehr. Nur zu speziellen Anlässen gönne ich mir ein Glas Wein wie mein 30ster Geburtstag.

30 Jahre bin ich nun schon auf diesem grausamen und doch auch schönen Planeten. 30 Jahre Kampf mit mir als meinem größten Feind.
Aber ich halte durch, gewinne Schlachten. Immer wieder. Man darf sich nur nicht unterkriegen lassen.

Es ist so viel passiert in dieser kurzen Zeit.
Meine Ma hat den Brustkrebs hoffentlich besiegt, mein Patenonkel ist leider an seinem Krebs verstorben. Und dann ist da ja noch diese Pandemie.
Covid-19 mit all ihren Entbehrungen und all ihren Opfern. Aber ich will jetzt hier nicht wegen Corona rumheulen.

Das Jahr 2020, so hart es auch bis jetzt gewesen ist, ist bald vorbei. Dann beginnt ein neues Jahr. Wer weiß, wie dieses wird?
Ich hoffe auf einen Impfstoff. Habe für mich bereits festgelegt, dass, wenn es möglich ist, ich eine der Ersten sein möchte, die diesen Impfstoff ausprobieren. Irgendwer muss ja den Anfang machen und da ich auf die moderne Medizin vertraue, da sie so vielen Menschen täglich hilft und es geschafft hat unsere Lebenserwartungen drastisch über die Jahrhunderte hinweg zu erhöhen. Warum sollte ich dies also nicht.
Auch haben die Atosil in meiner Therapiezeit mir sehr gut geholfen innere Unruhe und Angst zu bekämpfen.

Und damit wären wir wieder beim Thema: Wie war denn meine Therapie.
Ich würde nicht sagen, dass ich „geheilt“ bin. Wer sich ein wenig mit der Krankheit auseinandersetzt, wird feststellen, dass dies ein lebenslanger Kampf ist. Irgendwie ironisch, dass ich mein Leben auch vorher schon als Kampf bezeichnet habe.
Man kann Borderline nicht wirklich heilen. Aber man kann lernen damit umzugehen, alte Verhaltensmuster aufzubrechen und besseren Umgang mit seinen Emotionen üben.
Mir persönlich gefällt eh der Begriff „Emotionsregulationsstörung“ besser. Es beschreibt viel eher, was ich habe und wie es mein tägliches Leben beeinflusst. Ich habe ganz einfach ein bisschen viel Emotionen und die sind auch lange da und übernehmen gerne mal das Steuer, wenn man nicht aufpasst. Aber 14 Wochen DBT in einer Tagesklinik und im Anschluss noch Einzeltherapie eher in Form von Schematherapie sind echt gut.
Ich habe dort täglich neue Erkenntnisse gewonnen.

Und konnte für mich große Erfolge feiern. Ich war März 2019 alleine auf einem Godsmack Konzert. Etwas was vor 4 Jahren für mich unmöglich gewesen wäre. Ich hätte es nicht geschafft auch nur einen Fuß vor die Türe zu setzen. Aber diesmal konnte ich mich alleine in die Schlange vor der Konzerthalle einreihen, konnte dort zwischen Pärchen und Freundesgruppen alleine stehen, konnte sogar während der Show tanzen und mit Leuten einfach locker quatschen. Zum Andenken habe ich mir ein Tshirt gekauft. Es ist nun eines meiner absoluten Lieblingsshirts. Es wird mich immer daran erinnern wie ich es geschafft habe mich selbst und meine Angst zu überwinden.

Und nur so nebenbei: Das Konzert war der Hammer. Wenn es wieder möglich ist und Godsmack wieder in Köln sein sollten, werde ich wieder hingehen. Und ohne Probleme auch alleine.

30 Jahre ist schon ne Menge. Aber irgendwie ist es mir auch total egal. Ich habe noch nie das Leben so in Jahren einteilen können. Oftmals fühle ich mich auch eher wie ein 14-jähriger, völlig überforderter Teenager.
Warum sollte ich mich also von der 30 aus der Ruhe bringen lassen?
Es gibt allerdings doch jetzt Leute, die einen darauf ansprechen, wann man denn mal Kinder haben will. Das ist ne sehr einfach zu beantwortende Frage für mich: gar nicht.
Als ob ich für Kinder geeignet wäre, wenn ich selbst erst vor Kurzem mit meinem eigenen Leben klar komme, auch wenn das noch nicht so konsistent ist, wie ich es gerne haben wollen würde.
Darüber hinaus sind Kinder eine sehr große Verantwortung, die ich nicht bereit bin zu übernehmen. Jahrzehntelang hat mich meine Angst in Ketten gehalten. Jetzt wo ich es endlich geschafft habe sie zu überwinden und endlich die Dinge machen kann, die ich möchte, kann ich mir nicht eine Verantwortung ans Bein binden, welche mich wieder dazu zwingt alle meine Bedürfnisse in den Hintergrund zu packen.
Denn wenn ich doch irgendwann meine Meinung dazu ändern sollte und doch Kinder haben mag, dann werde ich diese Kleinen anders aufziehen, als ich aufgewachsen bin. Die Strenge für Regeln wird bleiben, klar. Aber ich werde einem 5-jährigem Kind nicht befehlen alleine ein riesiges Chaos aufzuräumen, sondern es unterstützen. Ich werde einem 11-jährigen Kind nicht die Verantwortung aufdrücken die Geschwister in Schulfächern zu unterrichten, ich werde dies selbst machen und wenn ich das nicht kann, dann werde ich jemanden dafür anstellen, der es kann. Ich werde einem 16-jährigen Teenager nicht verbieten eigene Erfahrungen zu sammeln, wenn ich nicht will, dass er nachts alleine der Sicherheit wegen draußen rumläuft, so werde ich ihn zu Events fahren und auch wieder abholen.
Ich würde einige Dinge komplett anders machen. Alles das, was mich damals als Aussätzige in mir selbst und in meinem Umfeld gebrandmarkt hat, würde ich möglichst vermeiden. Und bloß keine übertriebenen Erwartungen stellen. Man ist nur sehr kurz in seinem Leben Kind und Teenager. Man sollte Fehler machen dürfen und sich ausprobieren. Solange man aus seinen Fehlern lernt und respektiert, dass man eben Welpenschutz hat, ist alles gut, meiner Meinung nach.
Dass ich die meisten dieser Fehler erst nach meinem 19ten Lebensjahr machen konnte, war auch okay, aber es war kein geschütztes Umfeld mehr. Ich musste mit den Konsequenzen alleine klar kommen.

So genug mit dem Kinder-Thema. Das wird eh nicht passieren. Und sollte ich mit 40 doch welche haben wollen, dann adoptiere ich halt. So einfach ist das. Es gibt so viele Kinder in Deutschland, die keine Familie mehr haben. Dann wird man halt gemeinsam eine kleine Familie. Ist doch auch schön.

Jetzt läuft gerade Ruby Tuesday von Melanie. Wer den Song nicht kennt, muss sich ihn unbedingt anhören. Fantastische Stimme. Sobald ich diesen Song höre, habe ich sofort ein altes Homevideo von mir und meinem Dad vor Augen was meine Ma vom Sofa aus gedreht hat. Ich war vielleicht 2, tanze mit ihm durch unser Wohnzimmer damals und versuche diesen Song mitzusingen. Und wenn ich daran gerade denke, wird mir sehr warm ums Herz. Ich singe ihn auch heute noch lauthals mit. Vokabeln sind mir nun geläufiger als damals. Vielleicht sollte ich die alte VHS mal auf ne DVD ziehen. Wäre bestimmt ein schönes Geschenk für meine Eltern, wer weiß? Dann kann ich mir auch mal ne Kopie davon machen. Wer hat heutzutage wohl noch einen VHS Player/Recorder außer mir? Gut, er steht im Keller. Aber besser haben als brauchen. Mein DVD Player ist noch angeschlossen an meinen Fernseher. Das Ding ist mindestens 15 Jahre alt. Vielleicht sollte ich mir mal einen neuen kaufen? Ich gucke nämlich gerne DVDs. Auch wenn ich inzwischen angefangen habe, meine Lieblingsfilme digital zu besorgen. Meine Bibliothek auf Amazon wächst.

So, ich schweife heute aber auch immer wieder ab. Meine Tasse Kinderpunsch ist leer, werde mir jetzt eine Neue holen und noch etwas Musik hören, bevor ich nachher ins Bett gehe.

Bis zum nächsten Mal!

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